The Callisto Protocol

Rezension zu The Callisto Protocol

Das Entwicklerstudio „Striking Distance Studios“ hat am 02.Dezember 2022 ihr erstes Spiel „The Callisto Protocol“ für die Plattformen PC, Sony’s Playstation 4 sowie Playstation 5 als auch für Microsofts Xbox One, X sowie S in Europa mit Hilfe des Herausgebers „Krafton, Inc“ veröffentlicht. Digital ist das Spiel laut UVP im Playstation und Xbox Store für 69,99€ und auf Steam für 59,99€ erhältlich. Die Digitale Deluxe Edition, die den Season Pass enthält, liegt bei 79,99€ bzw. 89,99€. Physisch liegt die UVP des Spiels auf Gen 9 Konsolen bei 69,99€ sowie bei 59,99€ für Gen 9 Konsolen erhältlich. Neben dessen wurde auch eine Collector’s Edition für 249,99€ für Gen 8 und 9 Konsolen veröffentlicht.

Zum Testen liegt Videospielwissenschaft die digitale Presse-Version von The Callisto Protocol für Sony’s Playstation 5 vor.

Entstehungsgeschichte von The Callisto Protocol

Seinen Ursprung hat die Entwicklung von The Callisto Protocol durch die Entstehung des Entwicklerstudios Striking Distance Studios innerhalb der PUBG Corporation.
Das nun PUBG Studios genannte Mutterstudio hatte geplant, das Universum des Battle Royal Spiels PUBG (Playerunknowns Battlegrounds) durch einen Titel zu erweitern, der sich auf einzelspieler- sowie erzählerische Inhalte fokussiert.
Teil des neuen Teams von Striking Distance Studios wurde Glen Shofield, der ehemals Mitschöpfer von Dead Space war.
Die Parallelen beider Spielewelten sind deutlich zu erkennen, jedoch bieten beide eigene sowie einzigartige Geschichten und Atmosphären.

Im Entwicklungsprozess von The Callisto Protocol evolvierte sich das Spiel von einer Erzählung innerhalb des PUBG-Universums zu einer eigenständigen und davon losgelösten Geschichte.

Aus dem Augenwinkel könnte man Isaac in der Spielwelt von Dead Space sehen.

Handlung

Jacob Lee, der im Jahr 2320 seine Brötchen mit dem Transport von Waren zwischen Planeten verdient, gerät unfreiwillig in Gefahr. Denn während er kurz davor ist einen Transport zum Planeten Callisto zur Landung zu bringen wird sein Raumschiff geentert.

Als Konsequenz dessen muss Jacob auf Callisto notlanden, weswegen er über ihm unerklärliche Wege als Gefangener in einem Gefängnis auf Callisto endet. Kurz bevor er sich mit seiner Situation abfindet gibt es im Gefängnis Komplikationen, die dafür sorgen, dass die Gefängniszellen sich öffnen, während Feuer brennen und Mitinsassen sich beim Versuch auszubrechen gegenseitig schaden.

Nun muss Jacob, in dessen Haut der Spielende schlüpft, um sein Überleben kämpfen während er versucht, sich aus seiner aussichtslosen Situation zu befreien.

Warum Jacob das schicke Orange anziehen durfte erfährt man im Verlauf des Spiels.

Optik und Audio

Die Optik des Spiels zeigt sich in der Gestaltung der Spielwelt sehr düster und bietet die Fusion aus für „Weltall“-Szenarien typische Verwahrlosung von Gebäuden sowie zukunftsorientierte Technologie.

Die optische Besonderheit von The Callisto Protocol ist der sehr präsente Bodyhorror und die körperliche Gewalt und Entstellung bekannter menschlicher Formen.
Zudem stachen beim Testen die Darstellung von Schweißpartikel auf dem Protagonisten deutlich positiv hervor.

Optische Probleme wurden im Test nicht merklich festgestellt.

Das Sounddesign des Spiels fühlte sich stets passend und zur Spielwelt gehörend an.

Auditive Probleme wurden beim Text in Form von inkonsequenter Sprachausgabe festgestellt.
Es ist häufiger vorgekommen, dass die deutsche Sprachausgabe für einige Wörter oder wenige Sätze durch die englische Sprachausgabe ersetzt wurde.
Dieses Problem wird jedoch als marginal bewertet, da mit einer Behebung durch zukünftige Patches gerechnet wird.

Zu Beginn des Spiels besitzt Jacob noch eine wunderbare Haarpracht. Und seine Fähigkeit zu schwitzen behält er das gesamte Spiel über bei.

Beurteilung und Empfehlung

Pädagogische Beurteilung

Die USK hat das Spiel mit einer Altersfreigabe von 18 Jahren versehen.
Dies ist allein durch die Gewaltdarstellungen mehr als gerechtfertigt, doch auch die Cronenberg-Esquen Körpertransformationen, die bildliche Darstellung von Körperzerstückelungen und die verschiedenen Möglichkeiten für den Protagonisten grafisch detailliert dargestellt zu sterben lassen jegliche andere Altersfreigabe indiskutabel erscheinen.

Eine Verwendung des Spiels in pädagogischen Kontexten ist somit lediglich in der Erwachsenenbildung möglich. Doch auch hier ist keine natürliche Verwendungsoption gegeben und eine spezielle Konstruktion eines Angebots basierend auf dem Spiel ist von Nöten.

Dies wäre einerseits für Game Studys selbst denkbar, indem Fallbeispiele entlang des Spiels behandelt werden.

Von einer Verwendung des Spiels in pädagogischen Kontexten wird jedoch abgeraten.

Die Entwickler haben es geschafft eine perfekte Stimmung im Spiel darzustellen.

Verbesserungspotential

The Callisto Protocol wurde mit einigen schwerwiegenden Fehlern veröffentlicht. Deren Behebung wurde zwar frühzeitig angegangen, der Schaden für die öffentliche sowie kritische Wahrnehmung des Spiels war dennoch schon geschehen.

Dem Spielspaß hinderlich waren einerseits, dass gewisse Wege optional waren und nicht mehr zugänglich, sobald man einen bestimmten Bereich verlassen hat. Zudem waren die Upgrade- und Verkaufsstationen im Spiel nur sporadisch verteilt. Beide Punkte Spielerfreundlicher zu gestalten würde eine größere Anzahl an Spielenden eine Erleichterung des Spielerlebnisses bringen.

Auch die recht schwerwiegende Steuerung des Spielcharakters, vor allem zu Beginn des Spiels, haben der Spieldynamik geschadet. Vor allem ist dies an Stellen im Spiel sichtbar geworden, an denen dem Charakter die Fähigkeit zu sprinten unerklärlicherweise abhandengekommen ist. 

Auch die GRP-Energieanzeige könnte präsenter dargestellt werden.

Jason findet sich im Chaos außerhalb der Zellen wieder.

Fazit

The Callisto Protocol ist kein perfektes Spiel. Dennoch ist der Spielspaß enorm, vor allem wenn man die Steuerung und die Atmosphäre absorbiert und verinnerlicht hat. Das Spiel ist daher mindestens für Fans des Genres sowie Interessierte mehr als spielenswert.

Auch wer dieser Charakter ist und welchen Einfluss er auf die Geschichte hat wird im Spielgeschehen erläutert.
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Vampire The Masquerade – Swansong​

Rezension zu Vampire : The Masquerade - Swansong​

„Vampire: The Masquerade – Swansong“ ist ein Rollenspiel aus dem Hause Big Bad Wolf Studio.
Swansong hebt sich dadurch ab, dass das Spiel sehr auf seine Geschichte und die Entscheidungen des Spielers fokussiert ist. Zudem steuert der Spieler nicht nur einen Protagonisten, sondern gleich drei Verschiedene. Jede Entscheidung beeinflusst das Spielgeschehen, sodass in Summe 15 verschiedene Enden im Spiel erreichbar sind.
Swansong erinnert durch die entscheidungslastige Ausrichtung an Spiele aus der Telltale-Schmiede. Aufgrund der drei spielbaren Charaktere erinnert das Spiel auch leicht an GTA 5.

Zum Testen liegt Videospielwissenschaft die physische Version von Vampire: The Masquerade – Swansong für Sony’s Playstation 5 vor.

Geschichte von Vampire : The Masquerade

Die Vampire: The Masquerade Spielereihe besitzt eine weitreichende Geschichte.
Die Adaption als digitales Spiel beruht auf dem gleichnamigen Pen-&-Paper-Rollenspiel, das bereits 1991 von einem schwedischen Verlag veröffentlicht wurde und anschließend ins Deutsche übersetzt wurde. Das Pen-&-Paper Spiel hat eine weitreichende Welt geschaffen, in der Vampire in einer Schattengesellschaft leben und sich unbemerkt in die Gesellschaft integriert haben. Die Vampirgesellschaft agiert und existiert weltweit und ist unterteilt in mehrere Clans, die auf Blutlinien beruhen.

Auf Grundlage des Pen-&-Paper Spiels, welches selbst zu einer größeren Serie von Brettspielen gehört, wurden mehrere Digitale Spiele entwickelt, die, so wie die Brettspielereihem, als „World of Darkness“-Reihe bekannt ist. Innerhalb dieser wurden in der Vampire: The Masquerade-Reihe im Jahr 2000 das Digitale Spiel „Vampire: The Masquerade – Redemption“ und im Jahr 2004 das Digitale Spiel „Vampire: The Masquerade – Bloodlines“ erschaffen. Mit dem zweiten Spiel hat die Reihe einen berüchtigten Ruf unter Liebhabern gewonnen, da das Spiel einzigartige Ansätze und Mechaniken gekoppelt mit einer Atmosphäre, die Spielende in ihren Bann zog (ähnlich den Fähigkeiten der Vampire der selbigen Welt), vorwies. Die positiven Eigenschaften wurden jedoch von den vielen technischen Mängeln überschattet, die oftmals zu Abstürzen führten oder das Spiel an gewissen Punkten nicht mehr spielbar machten. Leider führten die Probleme bei der Entwicklung von Bloodlines sowie die technischen Mängel zur Pleite des Entwicklerstudios.
Dennoch ist die Reihe nicht untergegangen und hat mit „Coteries of New York“ (2019) ; „Shadows of New York“ (2020) ; „Night Road“ (2020) ; „Out for Blood“ (2021) ; „Parliament of Knives“ (2021) ; „Sins of the Sires“ (2022) sowie „Bloodhunt“ (2022) eine Vielzahl an Nachfolgern zu Bloodlines hervorgebracht.

Ein Nachfolger von Bloodlines wurde bereits angekündigt, die Veröffentlichung hierzu steht jedoch noch aus.
Der neuste Eintrag in der Reihe ist „Swansong“, welcher den Blutdurst während der Wartezeit bis „Bloodlines 2“ stillen kann.

Auf frischer Tat ertappt.

Handlung

Vampire: The Masquerade – Swansong erzählt die Geschichte eines brutalen Vorfalles, der die Vampirgesellschaft der „Camarilla“ in der Stadt Boston tief erschüttert. Um schlimmere Auswirkungen vorzubeugen geht der Spielende dem Vorfall aus der Sicht von drei spielbaren Charakteren, die jeweils ihren eigenen besonderen Platz in der Camarilla besitzen, auf den Grund.

Die Vampir-Gesellschaft ist eine diverse jedoch exklusive Gemeinschaft.

Charaktere

Swansong biete eine Vielzahl an Charakteren, da diese essentiell für die Narrative des Spiels sind. Daher folgend nur ein kurzer Anriss der drei Hauptcharaktere sowie der mächtigsten Person der Camarilla.

Emem
Emem ist der erste Charakter, den der Spielende steuert. Emem leitet verschiedene Nachtclubs und besitzt großes Ansehen in der Camarilla – auch beim Prinzen, dem Oberhaupt der Camarilla.

Galeb
Galeb ist ein ebenso hoch angesehenes Mitglied der Camarilla, da er sich zielführend unter den Sterblichen fortbewegen kann und effektiv an Informationen aus der Welt der Sterblichen kommt, in dem er einen FBI Agenten mimt.

Leysha
Leysha ist eine Wahrsagerin mit plagenden Visionen, weswegen sie sich lange Zeit „abgeschoben“ in therapeutischer Behandlung befand.

Prinz Iversen
Das Oberhaupt der Camarilla in Boston ist Prinz Iversen – wobei Prinz hier eine geschlechterneutrale Bezeichnung zu sein scheint, denn Prinz Iversen ist eine zielstrebige und kluge Frau. Durch den blutigen Vorfall sieht der Prinz ihre Position in Gefahr und beauftragt daher alle Hauptcharaktere mit eigenen Aufgaben um dem Problem Herr zu werden.

Geteilte Mahlzeiten machen die meiste Freude.

Spielweise und Steuerung

Die Spielweise besteht darin, dass der aktuell gesteuerte Charakter sich in geschlossenen Gebieten bewegt um beispielsweise mit Gegenständen zu interagieren, was zur Informationsgewinnung dient. Auch kleinere Rätsel können dem Spielenden begegnen. Mit den gesammelten Informationen werden dann Gespräche unterstützt, die wiederum von den Fähigkeiten des Spielenden gesteuert werden. Die Fähigkeiten können durch das Investieren von Blut- oder Fokuspunkten temporär verbessert werden, was zwischen Sieg und Niederlage unterscheiden kann.

Der Spielende bewegt die Charaktere des Spiels aus der Schulterperspektive. Die Steuerung fühlt sich an als würde sie sich zwischen moderner Steuerung sowie „Tank-Controlls“ einordnen.

Neben den Fähigkeiten, die sich alle Charaktere teilen, besitzt jeder Hauptcharakter eine besondere Fähigkeit – die häufiger oder weniger häufig zum Einsatz kommen.

Der Hauptaspekt des Spiels liegt im Erleben der Geschichte und die Spielweise versucht die Geschichte passend zu untermalen.

Für den kleinen Hunger zwischendurch.

Optik und Audio

Die Optik des Spiels zeigt sich in der Gestaltung der Spielwelt einerseits pompös, wie man sich das in einer Geheimgesellschaft vorstellen könnte, andererseits stets irgendwie dunkel und verschwommen.

Leider überrascht das Spiel mit unzeitgemäßer Grafik, vielerlei Texturbugs und altertümlichen Animationen.

Zeitweise hindert die Optik nicht am Spielgenuss, die optischen Probleme bleiben jedoch im Gedächtnis.

Auch die Audio des Spiels wirkt eher nach Budget-Titel, wirkt sich jedoch nicht so negativ auf die Spielerfahrung aus wie die Optik.

Eine typische Perspektive für ein Zweigesprächssituation.

Beurteilung und Empfehlung

Pädagogische Beurteilung

Die USK hat das Spiel mit einer Altersfreigabe von 18 Jahren versehen.
Dies ist definitiv gerechtfertigt, da allein die Gewaltdarstellungen jegliche andere Freigabe verhindern würde.

Eine Verwendung des Spiels in pädagogischen Kontexten ist somit lediglich in der Erwachsenenbildung möglich. Doch auch hier ist keine natürliche Verwendungsoption gegeben und eine spezielle Konstruktion eines Angebots basierend auf dem Spiel ist von Nöten.

Dies wäre einerseits für Game Studys selbst denkbar, indem Fallbeispiele entlang des Spiels behandelt werden. Doch auch in weniger spezifischen Kreisen kann das Spiel auf seine Erzählstrukturen untersucht werden, was durch das Verweben von drei Erzählsträngen ein potentielles Erfahrungswachstum im Bereich Storytelling erwarten lässt.

Wie viel Melancholie soll das Spiel ausstrahlen? - Ja.

Verbesserungspotential

Zwei wirklich störende Faktoren birgt Swansong in sich.

Erstens verhindert die Grafik eine wirkliche Immersion. Im Jahr 2022 sind Spielende bereits um Längen besseres gewohnt, wodurch beispielsweise die Gesichtsanimationen eine große Hürde darstellen und stets eine Erinnerung daran ist, das ein Digitales Spiel gespielt wird.

Zweitens ist die Spielmechanik selbst hinderlich für einen Flow-Effekt. Zu Beginn müssen Spielende die jeweiligen Attribute der Charaktere selbst zuordnen – ohne zu wissen, welche Bereiche für die Charaktere und auch im weiteren Spielverlauf von Relevanz sind. Ein frühes „Verskillen“ ist damit sehr wahrscheinlich. Dies ist insofern schwerwiegend, da die erworbenen Fähigkeiten essentiell für einen positiven Abschluss der Geschichte sind. Neben den Fähigkeiten gibt es in der Spielwelt generierbare Punkte (Hunger, Kraft), die den Einsatz der Fähigkeiten ermöglichen. Ist diese Ressource jedoch taktisch unklug verwendet worden sind Fähigkeiten an notwendigen Punkten im Spielgeschehen nicht mehr einsetzbar – und somit eine negative Folge einer Begegnung immanent.

Ein positives Ende zu erreichen gelingt damit lediglich mit Glück. Oder mit mehrmaligen Spieldurchläufen. Oder mit einem Lösungsbuch.

Nur ein kleines Häppchen.

Fazit

Swansong leidet zwar unter seiner Grafik und der Spielmechanik, erzählt dennoch eine spannende Geschichte im Vampire: The Masquerade-Universum, die nicht verpasst werden will. Swansong ist eine willkommene Einstimmung auf das kommende „Bloodlines 2“ – mahnt jedoch auch erneut vor den Problemen, welche wie ein Fluch auf der Spielereihe zu liegen scheint.

Eine Pause nach der Arbeit ist richtig und wichtig.
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