Fire Emblem : Three Houses (Nintendo Switch)

Rezension zu Fire Emblem : Three Houses

Fire Emblem : Three Houses ist ein einzelspieler Taktik-Rollenspiel aus dem Hause des Entwicklerstudios Intelligent Systems. Veröffentlicht wurde das Spiel von Nintendo.
Das Spiel erschien am 26.07.2019 exklusiv für die Nintendo Switch.
Die Fire Emblem-Serie hat zusammen mit der Final Fantasy Tactics-Serie die wohl bekanntesten Ableger des Taktik-Rollenspiel-Genres erschaffen.
Der neuste Ableger der Fire Emblem-Serie hebt sich durch einige Neuerungen von seinen Vorgängern ab. Die Option, eine Überwelt frei zu erkunden und die damit einhergehenden, der Serie bisher fremden, Möglichkeiten sticht jedoch am meisten hervor.

Zum testen liegt Videospielwissenschaft die Rezensionsversion von Fire Emblem : Three Houses für die Nintendo Switch vor. Ein herzlicher Dank geht hierfür an Nintendo Europe.

Auf "Fódlan" nimmt die Handlung ihren Lauf.

Geschichte von Fire Emblem : Three Houses

Fire Emblem ist eine seit langem bestehende Serie, welche ihre Anfänge 1990 auf dem Famicom in Japan fand.

Die Serie feierte ihr Debüt in Deutschland am 16. Juli 2004 mit dem Erscheinen von Fire Emblem (Originaler Titelzusatz: Rekka no Ken | Eng: The Blazing Blade | Übersetzt: Das Schwer der lodernden Flamme) für den Gameboy Advance.
Spätestens seit der Integration von Charakteren der Fire Emblem-Spiele in den Super Smash Bros.-Spielen erfreut sich die Serie an stets steigender Bekanntheit und hat viele weitere Titel hervorgebracht. Die wohl bekanntesten sind Fire Emblem : Path Of Radiance für die Nintendo Gamecube und der Nachfolger Fire Emblem : Radiant Dawn.

Frühe Ableger der Serie haben heutzutage in ihrer physikalischen Version bereits einen nennenswerten Sammlerwert.

Einige Titel der Fire Emblem-Serie.

Handlung

Die Geschichte von Fire Emblem : Three Houses handelt von dem Kind eines Söldners, welches ein großes Schicksal zu erfüllen hat.
Dieser stille Protagonist ist zu Beginn des Spiels noch Teil der Söldnerbande seines Vaters. Durch einen Zufall müssen die Söldner einen Überfall von Räuber auf ein Dorf verhindern. Die Räuber sind Studenten des Kloster Garreg Mach gefolgt und nun gilt es, diese zu beschützen. Im Geschehen um diesen Überfall hört der Protagonist eine Stimme in seinem Kopf.
Es stellt sich heraus, dass im Protagonisten eine Stimme lebt, welche sich im Körper eines jungen Mädchens vor dem inneren Auge des Protagonisten materialisieren kann und sich „Sothis“ nennt.
Nachdem die Räuber in die Flucht geschlagen wurden, erkennt ein zur Hilfe eilender Ritter des Klosters den Söldner als einen verschollen geglaubten Hauptmann der Ritter wieder.
Durch dieses Treffen wird der Söldner abermals als Hauptmann rekrutiert und der Protagonist soll den Posten eines Hauslehrers, hier Magistra genannt, in der Militärakademie des Klosters übernehmen.

Die Geschichte rund um das Kloster Garreg Mach und das Lüften um das Geheimnis namens Sothis sind der Antrieb der Geschichte von Fire Emblem : Three Houses.

Das Haus des Schwarzen Adlers im Selbststudium.

Charaktere

Die Anzahl verschiedener Charaktere mit Persönlichkeit und definierten Eigenschaften ist in Fire Emblem : Three Houses aufgrund der Spielart von Beginn an sehr hoch.
Es lassen sich jedoch einige Hauptcharaktere, die für den Verlauf der Geschichte tragende Rollen spielen, hervorbringen.
Der gespielte Protagonist (wahlweise männlich oder weiblich) ist das Kind eines Söldners namens Jeralt, welcher, wie sich herausstellt, ein ehemalig hochrangiger Ritter war. Der Protagonist hört die Stimme einer geheimnisvollen Person, von der zu Beginn nicht klar ist, wer diese überhaupt ist.
Im Verlauf der Geschichte wird der Protagonist ein Hauslehrer (Magistra) einer Akademie, welche die Ritter des Landes ausbildet. In dieser Akademie gibt es die drei namens gebenden Häuser, welches jedes Jahr von jeweils einem anderen Haussprecher angeführt wird.
Für das Haus der Schwarzen Adler ist dies Edelgard, die Prinzessin aus dem Kaiserreich von Adrestia.
Der Anführer des Hauses der Blauen Löwen ist in diesem Jahr Prinz Dimitri aus dem Königreich Faerghus.
Zu guter Letzt führt Claude, der Enkel des Anführers der Allianz von Leicester, das Haus der Goldenen Hirsche.
Das Kloster, welches die Akademie beinhaltet, wird von Rhea geleitet. Sie ist die Erzbischöfin der Kirche von Seiros, welche ebenfalls die Herrschaft über das Land innehat.

Die Persönlichkeit jedes einzelnen Charakters ist stets detailliert ausgearbeitet und wird durch Aktion, Reaktion und das gesprochene Wort der einzelnen Charaktere verdeutlicht.

Der Protagonist (links, in diesem Fall weiblich) mit den drei Haussprechern.

Spielweise und Steuerung

Der essenzielle Kerninhalt der Fire Emblem-Serie ist der taktische Kampf.
Fire Emblem : Three Houses spielt sich in seinen Kampfsequenzen wie ein traditionelles Taktik-Rollenspiel. Der Schwierigkeitsgrad sowie der permanente Tod von Einheiten sind zu Beginn des Spiels nach eigenen Vorlieben einstell- und auswählbar.
Als Neuerung für das Kampfsystem wurde die Truppenformationen eingeführt. Jeder Charakter kann ein Bataillon in den Kampf führen und dieses, als eine Art Spezialangriff, einsetzen.
Wichtig für das Kampfgeschehen ist es, ein Auge auf die Anzahl der Anwendungen einer Waffe, bevor sich diese abgenutzt hat und kaputtgeht, zu haben.
Wie auch die Waffen eine bestimmte Haltbarkeit haben, besitzen auch die Bataillone eine begrenzte Ausdauer. Diese kann jedoch im komplementären Laden wieder aufgefrischt werden.

Neben dem Kampf hat Fire Emblem : Three Houses das Dasein als Mentor als Spielprinzip eingeführt. Als Mentor ist man für eines der drei Häuser des Klosters zuständig. Man muss seine Schüler unterrichten, eine Bindung zu ihnen aufbauen und sich selbst stets fortbilden. Eine sinnige Ergänzung zum Verbessern der Fertigkeiten aller Spielfiguren.
Entscheidungen, beispielsweise in Dialogen, wirken sich direkt auf die Zuneigung (im Spiel als Unterstützungswert bezeichnet) anderer Charaktere zu dem eigenen Protagonisten aus. Auch die Positionierung der Einheiten im Kampf und Entscheidungen als Mentor beeinflussen den Unterstützungswert zwischen den Charakteren. Wenn der Unterstützungswert zwischen gewissen Einheiten groß genug ist, werden neue Dialogoptionen und Kampfmanöver freigeschaltet.
Wenn ein Charakter einen bestimmten Level übersteigt und die richtigen Voraussetzungen erfüllt und Fähigkeiten erlernt hat, kann dieser eine neue Kampfklasse annehmen.

Durch die vielen Entwicklungsmöglichkeiten der einzelnen Charaktere wie Einzelunterricht oder auch den Lernzielen ist eine komplexe und individuelle Charakterentwicklung möglich.

Die Spielweise ist Taktik-Rollenspiel typisch.
Das Erreichen einer neuen Stufe ist stets befriedigend.

Optik und Audio

Die Optik des Spiels lässt während der freien Erkundung der Akademie zu wünschen übrig. Avatare sehen zum Teil sehr komisch aus, die Grafik erinnert an bessere Playstation 2 Spiele. Zudem können Spielinhalte plötzlich aufpoppen, beim Testen ist es sogar vorgekommen, dass ein Nichtspielercharakter aus einer Wand im zweiten Obergeschoss gelaufen kam.
In den Zwischensequenzen werden dem Spieler jedoch atemberaubend schöne Animationen präsentiert. Hoffentlich wird es zukünftig möglich sein, eine solche Grafik in allen Spielsequenzen zu integrieren.
Anzumerken sind die süßen Avatare in Pixel-Grafik, welche in den Ladeanimationen oder in gewissen Menüs angezeigt werden. Dies erinnert an erste Ableger der Serie.

Die Soundeffekte im Spiel ist stets passend und klingt qualitativ hochwertig.
Auch die Musik des Spiels ist herausragend. Sie klingt erhaben, königlich und mittelalterlich. Sie ist gut komponiert und passt sich der Atmosphäre, beispielsweise in Kämpfen, an. Die japanische Synchronisation ist wie so oft Balsam für die Ohren und perfekt inszeniert. Auch die dazu angezeigte deutsche Übersetzung liest sich sinnhaft.

Die gezeichneten Zwischensequenzen sind wunderschön.

Beurteilung und Empfehlung

Pädagogische Beurteilung

Die USK hat das Spiel mit einer Altersfreigabe von 12 Jahren versehen.
Dies ist definitiv gerechtfertigt, da ein fundiertes Text- & Sprachverständnis vorausgesetzt ist, um die Spielinhalte zu verstehen. Der Großteil aller Erläuterungen im Spiel werden schriftlich dargestellt. Auch sind die komplexen Zusammenhänge der Spielfunktionen eine gewisse Hürde. Zudem muss ein gewisser Grad an taktischem Denkvermögen vorhanden sein, welches jedoch durch das Spielen erweitert wird.
Auch Fähigkeiten wie Entscheidungsfindung und Empathie werden gestärkt. Das Spiel verlangt dem Spieler eine Vielzahl an Entscheidungen ab und die komplexen Charakterentwicklungen und die zwischenmenschlichen Beziehungen aller Charaktere trainieren das empathische Vermögen des Spielers.

Das Einbeziehen aller Faktoren kann überwaltigen.

Verbesserungspotential

Dem Spieler werden zu Beginn des Spiels einige Entscheidungsoptionen angeboten. Eine Erklärung, wie sich bestimmte Entscheidung auf das Spielgeschehen auswirken, sucht man als Spieler jedoch vergeblich.
So wertvoll Entscheidungsfindungen auch sein können, ist es pädagogisch fraglich, Entscheidungen ohne Grundlage fundierter Kenntnisse über Auswirkung und Konsequenzen zu treffen. Aber auch in Betracht auf die Motivation kann eine falsche Entscheidung zu Beginn des Spiels den Spielspaß verderben.

In zukünftigen Ablegern der Serie sollten Erläuterungen der Entscheidungsmöglichkeiten zumindest optional abrufbar sein.

Es wird nicht erläutert, welches Ausmaß diese Entscheidung hat.

Fazit

Fire Emblem : Three Houses ist durch seine Vielzahl an Mechaniken und Handlungsoptionen ein sehr komplexes Spiel. Durch den Zusatz der Akademie und den damit verbundenen Möglichkeiten und Aufgaben erhält die Serie eine Tiefe, die so nicht zu erwarten war.
Einsteiger können sicherlich mit wenig Zeitaufwand in Training und Geschichte auf dem leichten Schwierigkeitsgrad das Spiel beenden.
Wer das Spiel jedoch in vollen Zügen genießen möchte, muss Zeit investieren und sich in die Mechaniken einlesen und einarbeiten.
Aufgrund der ständigen Belohnungen durch das Spiel (beispielsweise die vielen Levelaufstiege, der Fortschritt im Umgang mit einer bestimmten Waffe etc.) wird das Belohnungszentrum des Gehirns stets zur Dopamin Ausschüttung angeregt. Demnach ist das hineinfuchsen in die Spielmechaniken aber auch sehr lohnenswert.

Erneut haben es die Macher von Fire Emblem geschafft, nicht nur einen weiteren herausragenden Ableger des Taktik-Rollenspielgenres zu kreieren, sondern zeigen damit auch, wie das Genre wachsen und welche Potenuziale noch entdeckt werden können.

Die Neuerungen im Spiel sorgen für noch mehr Erfolgsmomente.
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